Legasthenie/Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)

Bei einer Legasthenie lassen sich spezifische Auffälligkeiten in allen drei der folgenden Bereiche feststellen:

  • bei der Aufmerksamkeit (nur das Schreiben und/oder Lesen betreffend)
  • bei den Sinneswahrnehmungen: Optik, Akustik, Körperschema und Raumwahrnehmung
  • beim Schreiben: sogenannte Wahrnehmungsfehler (siehe unten)                       und/oder beim Lesen: Schwierigkeiten beim Erlesen von Silben, Wörtern; Auslassungen von Lauten, Silben und Wörtern; Verwechslungen, Hinzufügungen und Schwierigkeiten den Inhalt des gelesenen Textes wiederzugeben; schnelle Ermüdung; insgesamt lässt sich ein eher langsames und stockendes Lesetempo feststellen.

Legasthenie ist keine Krankheit oder Störung im eigentlichen Sinne. Sie hat auch nichts mit Faulheit und mangelnder Intelligenz zu tun. Eine Legasthenie ist biogenetisch verursacht. Ein legasthener Mensch hat sogenannte differente Sinneswahrnehmungen. Daraus resultiert bei ihm eine zeitweise Unaufmerksamkeit beim Schreiben und/oder Lesen und die typischen Fehler/Schwierigkeiten wenn's um's Lesen und/oder Schreiben geht. Betroffene benötigen deshalb andere Lernwege, um das Lesen und Schreiben zu erlernen. Sie benötigen dafür auch mehr Zeit als nichtlegasthene Kinder; und vor allem ausreichend Verständnis und reichlich Geduld. 

Hier eine Auswahl von typischen Fehlertypen (Wahrnehmungsfehler), die auf das Vorliegen einer Legasthenie hindeuten: häufige Auslassungen: z. B. "geich" statt "gleich", Hinzufügungen: z. B. "geleich", Reihenfolge: z. B. "geilch", Vertauschung optisch unterscheidbarer Buchstaben: z. B. "dald" statt "bald", "Murm" statt "Wurm", Dehnungs-/Schärfungsfehler: z. B. "schwihmen", "küsen", "faren", Speicherfehler: z. B. "vür" statt "für", "wier" statt "wir", "fon" statt "von". Auch Kombinationen mehrerer Typologien sind möglich: z. B. "schmihmen". (1) Es ist ganz wichtig, zu verstehen, dass die beschriebenen Fehler nichts mit mangelnder Intelligenz oder Faulheit zu tun haben. Legasthene Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent. Nähere Informationen finden Sie hier.

(1) Vgl. Modulhandbuch. Legasthenie. Modul 1. Erster Österreichischer Dachverband Legasthenie. 2018/2019. S. 104.


Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)

Im Gegensatz zur Legasthenie ist bei einer vorliegenden LRS der Bereich der Sinneswahrnehmungen nicht different bzw. nicht unscharf, sodass auch keine zeitweise Unaufmerksamkeit beim Lesen und Schreiben auftritt. Deshalb spricht man von einer erworbenen Problematik, bedingt durch bestimmte Lebensumstände: Lerndefizite durch Krankheit, Todesfall in der Familie, Scheidung der Eltern usw. Daraus folgt, dass im Fall von LRS hauptsächlich an den Fehlern im Lesebereich und/oder bei der Rechtschreibung gearbeitet wird. Nähere Informationen dazu finden Sie hier.


Sekundärproblematik

Sowohl bei Legasthenie als auch bei der erworbenen LRS ist das Vorkommen zusätzlicher Schwierigkeiten im medizinischen und/oder psychischen Bereich möglich. Deswegen empfiehlt sich bei Verdacht die Abklärung, ob nicht eventuell eine zusätzliche Unterstützung durch einen Experten aus einem medizischen und/oder psychologischen Beruf nötig ist. Noch mehr Informationen hierzu können Sie hier abrufen.